Am 4. September 2014 startet in Graz das internationale „Summerwine Tango Festival“ – 4 Tage und Nächte Tango pur… Wir haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen und die beiden Organisatoren Kendra & Wolfgang zum Interview gebeten:
Wie laufen die Vorbereitungen? Was tut sich gerade?
(Wolfgang) Die Vorbereitungen laufen sehr gut. Die meiste Arbeit hatten wir in den ersten Monaten des Jahres mit der Zusammenstellung des Programmes, der Organisation von Locations und der Vorbereitung der verschiedenen Medien, etwa unserer Webseite unter www.summerwinetango.org
(Kendra) Derzeit sind wir intensiv am Bewerben von Summerwine, sowohl über unser privates Netzwerk als auch über soziale Medien. Summerwine-Flyer liegen mittlerweile von Helsinki über Berlin bis Belgrad in ganz Europa auf. Dabei haben uns natürlich viele Freunde aus der Szene geholfen.
(Wolfgang) Es ist schon faszinierend, wieviel Arbeit gute Ideen so machen können. Mit dem gezielten Angebot an Tangomusiker hat Summerwine ein absolutes Alleinstellungsmerkmal in der Festival-Szene. Aber natürlich bedeutet das: Nicht nur Milongas und Konzerte organisieren, sondern auch Musikunterricht, Proberäume, Instrumente und vieles mehr.
(Kendra) Da kommt noch viel Arbeit auf uns zu, gerade in der Umsetzung.
Seit wann ist diese Festival bereits in Planung, wie kam es überhaupt dazu?
(Kendra) Wir kennen ja viele internationale Festivals aus eigener Erfahrung und organisieren seit 2010 selbst kleinere Veranstaltungen in Graz. Daher haben wir natürlich schon jahrelang fantasiert, was wir an einem Festival besser, oder doch zumindest anders machen würden. Ausserdem: Die zweitgrößten Stadt Österreichs ohne Tangofestival, das kann doch nicht sein… Aber richtig ernst genommen haben wir die Idee erst im November 2013.
(Wolfgang) Stimmt, eines Abends haben wir zum Spaß versucht, eine Liste von Dingen aufzustellen, die wir ganz sicher nicht schaffen würden, die ein eigenes Festival unmöglich machen. Und festgestellt, dass es keine unüberwindbaren Hindernisse gibt, wenn wir nur genug Arbeit reinstecken.
(Kendra) Bei unserer Kerzenschein-Milonga im Dezember 2013 haben wir dann Summerwine erstmals offiziell angekündigt. Das war schon ein mulmiges Gefühl, es der Grazer Tango-Szene nun quasi versprochen zu haben. Aber mittlerweile sind die Vorbereitungen ja schon sehr weit fortgeschritten und wir sind uns sicher, dass Summerwine ein ganz besonderes Erlebnis für uns alle wird.
Gibt es schon viele Anmeldungen? Auch aus anderen Städten/Ländern?
(Wolfgang) Wir sind mit dem aktuellen Anmeldestand zufrieden. Wir halten drei Monate vor Festivaltermin bei über 40 Anmeldungen, von denen viele aus anderen Städten und Ländern kommen, aus Wien, Salzburg, Berlin, München, Budapest, Zagreb oder Ljubljana. Wenn nun noch unsere Freundinnen und Freunde aus der Region, aus Graz und Maribor, mitmachen, wird das ein vielfältiges Festival.
(Kendra) Insbesondere die Musiker-Kurse sind fast voll und Robert Schmidt, unser Experte für Tangomusik-Spiel, wird mit dem Arrangieren der Stücke für das Tango Community Orchester Graz alle Hände voll zu tun haben. Bei den Anmeldezahlen muss man auch immer bedenken, dass wir die Registrierung nicht schon Monate vor der Veranstaltung schließen, wie das leider mittlerweile bei vielen Festivals üblich ist. Das ist eine der Sachen, die wir ganz bewusst anders machen wollten, unsere Festivalgäste können sich bis zuletzt registrieren.
Mit wie vielen Besuchern rechnet ihr?
(Kendra) Also 100 Gäste aus 10 Ländern erwarte ich mir schon.
(Wolfgang) Ja, alles über der magischen 100 würde uns sehr freuen. Und dahin sind wir auf dem besten Weg, die meisten aktuellen Anmeldungen sind ja extern. Kendra, brems mich bitte, ich überschlage schon wieder in Gedanken, wer aus unserem Freundeskreis sich noch nicht angemeldet hat 🙂
Ihr habt ja ein hochkarätiges Programm auf die Beine gestellt, das klingt nach viel Arbeit… wie viele Leute arbeiten mit bei der Organisation des Festivals? Und ist das alles ehrenamtlich?
(Wolfgang) Wir waren von Beginn an bemüht, das Festival regional und international möglichst gut einzubetten. Darum haben wir ein Organisations-Komitee zusammengestellt, in dem mehrere Grazer Tango-Begeisterte ihre Ideen eingebracht haben. So sind viele tolle Programmpunkte zustande gekommen, an die wir alleine gar nicht gedacht hätten. Und natürlich haben wir uns mit Tango Grazioso abgestimmt und uns hilfreiche Tipps geholt.
(Kendra) Bei der Umsetzung des Festivals werden uns das Organisations-Komitee und eine Reihe von Freiwilligen unterstützen. Ich konnte durch meine Tätigkeit an der Kunstuniversität auch einige Studierende gewinnen, die gerne mitarbeiten und dafür am Festival teilnehmen können.
(Wolfgang) Und ja, natürlich ist unsere Arbeit nicht gewinnorientiert. Bei der erwarteten Besucheranzahl bleibt finanziell kaum etwas übrig, das Risiko tragen wir persönlich. Aber nach den ersten positiven Rückmeldungen und beim aktuellen Anmeldestand schlafe ich schon wieder etwas ruhiger.
Braucht ihr noch Unterstützung? Und wenn ja, in welcher Form?
(Kendra) Schön wäre, wenn sich noch ein oder zwei Musikerinnen mit Instrumenten in tieferen Lagen für das Orchester finden würden. Ein Bass, Cello oder gar eine Tuba wäre fein, aber auch Streicher in anderen Lagen sind willkommen.
(Wolfgang) Wir haben eine Reihe von Sponsoring-Möglichkeiten, und erste Erfolge in dieser Richtung, aber zum Klinkenputzen fehlt uns ganz einfach die Zeit. Schön wäre daher, wenn sich noch einige Sponsoren finden würden.
Gibt es sonst noch etwas Wichtiges/Interessantes zu berichten/bedenken?
(Wolfgang) Wir finden den Gedanken wichtig, eine lebendige regionale Szene zu schaffen. Schön für die Fortgeschrittenen unter uns, wenn wir uns auf Festivals in Zürich oder Prag treffen. Aber unser alltägliches Tangoleben ist in Graz zuhause, hier brauchen wir schöne Veranstaltungen mit vielen lieben Gleichgesinnten. Das klappt nur, wenn wir hier Zeit und Leidenschaft investieren.
(Kendra) Stimmt, und das gilt für Musik ebenso wie für Tanz. Wenn wir es tatsächlich schaffen, das Tango Community Orchestra Graz nicht nur zu gründen, sondern auch am Leben zu erhalten, zusammen aufzutreten, vielleicht gemeinsam ein Konzert in Berlin zu spielen, das wäre ein nachhaltiger Impuls für die Grazer Tangoszene aus künstlerischer Sicht.
Herzlichen Dank für das Interview… möge das Summerwine Tango Festival gut besucht und genossen werden!